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Gastbeitrag: Solidarität mit Sant'Anna di Stazzema! Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

12. August 2022 | Antifaschistisches Schüler:innen Kollektiv Saarbrücken

| Pruno, 12 agosto 2022 | @ Charlotte Gabriel

Offener Brief anlässlich des Jahrestages des Massakers in Sant'Anna di Stazzema.

Vor 78 Jahren, am 12. August 1944, wurde das toskanische Bergdorf Sant’Anna di Stazzema zum Schauplatz eines grausamen Kriegsverbrechens des zweiten Weltkriegs in Westeuropa, welches das Leben von über 560 Menschen forderte. Die SS ermordete an jenem Tag fast die Gesamtheit der Einwohnerinnen und Einwohner des kleinen Dorfes, hauptsächlich Frauen und Kinder.

Auf das ohrenbetäubende Knallen der mörderischen Schüsse der deutschen Kriegsverbrecher folgte ein schier ewiges Stillschweigen. Unfassbare 60 Jahre wurde das Schicksal Sant’Annas verschwiegen und verdrängt, bis es 2004 in La Spezia zu einem Prozess kam. Etwas mehr als ein Jahr später wurden zehn der noch lebenden Mörder vom italienischen Gericht in Abwesenheit zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Daraufhin hätte die Bundesrepublik das rechtskräftige Urteil in Deutschland selbst vollstrecken können. Doch in der langen Tradition deutschen Justizversagens, wenn es um die Aufarbeitung von NS-Verbrechen geht, weigerte sich die Bundesrepublik das italienische Urteil anzuerkennen, strebte vielmehr ein deutsches Verfahren an – die verantwortliche Stuttgarter Staatsanwaltschaft erhob aber schlussendlich keine Anklage, nie wurde auch nur einer der Mörder in Deutschland zur Verantwortung gezogen. Auch spätere Versuche, eine Verurteilung durch deutsche Gerichte zu erwirken, scheiterten. Die deutschen Verbrechen in Sant’Anna blieben ungesühnt.

Das jahrzehntelange Schweigen wurde dennoch gebrochen: Überlebende schilderten und schildern unermüdlich ihre Erlebnisse und skizzieren die Umrisse eines besseren Morgens. Es sind ihre Worte, die Antifaschistinnen und Antifaschisten die Kraft geben, ihre anklagenden Stimmen zu erheben und das Vergessen zu bekämpfen, ohne die Vision eines Morgens des Friedens und der Freiheit aus den Augen zu verlieren.

In diesen Chor des Friedens gilt es mit einzustimmen, immer und überall. Als Antifaschistinnen und Antifaschisten ist es unser Imperativ, sich Geschichtsrevisionismus in den Weg zu stellen und die richtigen Lehren aus Orten wie Sant’Anna di Stazzema zu ziehen.

Zum Anlass des 78. Jahrestags des Massakers wollen wir unserer Hingabe zu dieser Losung in besonderer Weise Ausdruck verleihen. Wir wollen an das Geschehene erinnern, der Gemeinde Sant’Annas unsere volle Solidarität zusichern und mit ihr gemeinsam die Stimmen erheben: kein Vergessen – nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

Antifaschistisches Schüler:innen Kollektiv Saarbrücken